Unterwegs auf uralten Wegen…

Kreuz und quer durch den Nordwesten der Buckligen Welt – auf alten Wegen zu mysteriösen Orten…

Es gibt einen Teil der Buckligen Welt, den kennen wir schon seit Jahren ziemlich gut – allerdings nur aus einem Buch: Der Wanderführer „Wandererlebnis Bucklige Welt“ von Hannes Gans (1995) beschreibt einige wunderschöne Touren im „Dreieck“ zwischen Feistritztal, Pittental und Schwarzatal. Gerade diese Touren haben uns immer fasziniert, ist doch immer wieder die Rede von uralten Kapellen, Wegkreuzen, mysteriösen Steinen und den sagenhaften „Entwegen“.

karteVoriges Jahr hatten wir endlich die passende Gelegenheit, auch einmal einen Fuß in dieses waldreiche Dreieck zu setzen. Beziehungsweise: eigentlich zwei Räder. Eine Radtour vom Pitten- ins Schwarzatal über die Buckeln zwischen Scheiblingkirchen und Ramplach führte an vielen Orten vorbei, über die wir bislang nur gelesen und gerätselt haben:

Schon auf der Straße nach Witzelsberg überraschte uns ein schöner Ausblick zwischen alten, knorrigen Bäumen auf den Türkensturz – fast auf Augenhöhe! Nach dem kleinen, in der Sommersonne vor sich hin dösenden Ort ging es ab in den dichten Wald – den größten Teil des Weges sollte er uns nun mit seinem Grün, seinen Schatten und einer etwas mystischen Aura begleiten…

Auf gewundenen Wegen über kleine Hügel und rund um alte Bäume herum schlängelt sich der Weg durch den Wald, bis in einer Kurve der „Hohle Stein“ oder „Taufstein“ beeindruckend zu Füßen liegt. Die Frage, ob dieser einst einem kultischen Zweck diente oder doch nur eine Laune der Natur ist, wird uns noch lange beschäftigen. Ebenso die hier irgendwo verlaufenden „Entwege“ – aber das ist eine andere Geschichte…

Vorbei am alten, eine Wegkreuzung beherrschenden „Rehgartelkreuz“ und auf einem schönen Höhenweg über den Hartberg geht es der nördlichen Grenze unserer Buckligen Welt zu, wo sich diese am Schnittpunkt von Schwarza- und Pittental allmählich in den Ebenen des Wiener Beckens verliert. Der aufgelockerte Laubbaumbestand und die Erikabüschel  im warmen Licht der durchsickernden Sommersonne sind uns noch lebhaft in Erinnerung…

Am weiteren Weg nach Ramplach – unser Tor zur Ebene des Schwarzatals – fiel uns noch ein schmiedeeisernes Grabkreuz mitten im Wald auf, wie wir es eigentlich nur von alten Friedhöfen kennen. Welche Geschichte auch immer sich um diese einsame Grabmal (?) rankt – es war dies ein weiterer mystischer Ort von vielen auf diese Strecke!

Ein Traum von einem Wald – voll von mystischen Orten und Relikten aus uralter Zeit – hat uns endgültig in den Bann gezogen…

Neulich hatten wir in der Bezirkshauptstadt Neunkirchen zu tun und noch genügend Zeit für den Nachhauseweg. Und weil „Bucklige Weltreisen“ von Umwegen leben, haben wir einen großzügigen eingeplant: S6, A2 und B54 kann jeder nehmen – wir haben uns über Wartmannstetten, Straßhof, Gramatl, einen Abstecher nach Kulm, Haßbach, Molfritz, Hosendorf, Urbankapelle und Hochegg auf den Weg zurück ins Edlitztal gemacht. Klingt doch gleich interessanter, oder?

In Straßhof mussten wir bei der romanischen Filialkirche St. Bartholomä anhalten. Die Rundbogenfenster und der Zahnfries an der Apsis deuten auf einen alten Kirchenbau aus der Zeit um 1400 (oder älter!) hin. Straßhof (der „Hof an der Straße“) war eine alte Herrschaft, die eine wichtige Wegeverbindung ins Haßbachtal bewachte. Im nächsten Ort Gramatl fielen uns kleine alte Häuschen mit blühenden Obstbäumen im Vorgarten besonders auf.

An einer neuralgischen Kreuzung, wieder von einem schönen Wegkreuz bewacht, hat man nun die Qual der Wahl:

  • Nach Westen Richtung Penk, wo wir linkerhand  einen Blick auf das vorbildlich erhaltene Schloss Steyersberg (im Privatbesitz der Familie Wurmbrand-Stuppach) werfen können…
  • Nach Osten Richtung Kulm, wo die Straße einen abwechslungsreichen, waldfreien Höhenrücken, gespickt mit Kapellen und Marterln, entlang bis nach Warth führt…
  • Nach Süden, wo nach einigen engen Kehren der nächste Ort Haßbach erreicht ist…

Wir entscheiden uns nacheinander für alle drei Möglichkeiten, der dritten folgen wir aber weiter. Haßbach wird uns demnächst als „Kleiner feiner Ort“ wiederbegegnen, wir queren den Ortskern auch nur kurz (nicht ohne beim geliebten alten gelben Haus mit der Schmiedeeisen-Laterne Halt zu machen…) und ziehen wieder bergwärts nach Molfritz.

Molfritz überrascht uns schon mit der Straße, die aus dem Wald auf die kleine Siedlung zu führt: Eine sachte geschwungene Höhenstraße zwischen Feldern hindurch, wie sie öfter in der Buckligen Welt vorkommt – selten jedoch so schön von Obstbäumen flankiert wie hier. In Molfritz selbst fallen uns alte Bauernhöfe mit buckligen Stadeldächern, ausgediente Pflüge auf Garagendächern und ein sensationell gut erhaltenes Rauchstubenhaus auf.

Wieder einmal hinein in den Wald und wieder einmal hinaus landen wir – zum ersten Mal überhaupt – in der kleinen Siedlung Hosendorf. Hinter einem altertümlichen „Trodkastn“ fällt uns noch ein stattlicher Rauchfang auf – der muss doch zu einem ebenso stattlichen alten Bauernhof gehören. Dem ist auch so – das alte, ausgediente „Sonnentor“ und die schön geschnitzten Details an den Balkonkonsolen sind fotografische Highlights!

Persönliches Highlight des Tages: Dass die Altbauern aus dem Fenster des Nachbarhofs dem im Regen und halb im Vorgarten stehenden Fotografen freundlich lachend zuwinken – und nicht verdächtigend mit Polizei und / oder Anzeige drohen!

Die Straße führt nun wieder in den Wald hinein und nach einigen weiteren irrwitzigen Windungen auf eine für diese Gegend unerwartete und schier unüberschaubare Kreuzung. Mitten drauf steht gelb leuchtend und trutzig die Urbankapelle – vier Straßen und einige Forstwege treffen hier aufeinander. Es ist wieder einer dieser mysteriösen Orte, die wie nach einem bestimmten Muster immer wieder auf unserem Weg liegen:

Eine Kreuzung, Straßen und Wege in alle möglichen Himmelsrichtungen, und zum Zeichen für diesen Kraftort, für die Kreuzung von Energien oder schlicht zum Schutz der Reisenden eine Kapelle, ein Kreuz, ein Heiliger… Wie auch immer, man könnte nun nach Ödenkirchen (und zum sensationellen Landgasthof Fally) oder hinab ins Feistritztal fahren.

Wir wollen bzw. müssen dann doch nach Hause ins Edlitztal, nehmen die 180°-Kurve und folgen der Straße über den Hollabrunner Riegel nach Hochegg. Ein letzter Zwischenstopp gilt noch unserem Lieblingsgebäude im Luftkurort: Dem alten Kurhaus „Zum Weißen Kreuz“, das hinter der Anstaltskapelle in den April-Nebel aufragt und – obwohl denkmalgeschütztes Jugendstil-Juwel – einer ungewissen Zukunft entgegendämmernd langsam verfällt…

Es ist ungemein spannend, hier abseits jeglichen Durchzugsverkehrs und auf uralten Wegen unterwegs zu sein – alte Relikte und versteckte Schönheiten entdeckend! Wir kommen bestimmt bald wieder…

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