Über den Buckeln…

Bucklige Weltreisen finden meist per Auto, Fahrrad oder zu Fuß statt. Im Sommer 2017 hatten wir aber die Gelegenheit, einmal ganz anders auf „Bucklige Weltreisen“ zu gehen…

Wir konnten unsere geliebte Landschaft aus einer völlig neuen, anderen Perspektive zu entdecken: Vom Rücksitz eines Zweisitzer-Leichtflugzeuges (einer Christen Aviat A-1 Husky, um genau zu sein) aus durften wir einen Teil der Buckligen Welt entlang des Pittentals von oben sehen – und mussten dies natürlich auch mit der Kamera festhalten! Und alles begann mit einer Kindergeburtstagsparty…

 

Zu Gast am Flugfeld Wiener Neustadt

Kindergeburtstagsparty?!? Richtig gelesen – denn der Papa des Geburtstagskindes ist Pilot und hat die Party am Flugfeld Wiener Neustadt organisiert – Rundflüge für die Kinder inklusive! Schon alleine die Tatsache, dass man einen exklusiven Einblick in die Wiege der österreichischen Luftfahrt (bereits 1909 wurde der Flugplatz eröffnet und gleich mit einem Flug der legendären „Etrich-Taube“ eingeweiht) bekommen durfte ist ein Erlebnis: Hangars, Segelflugzeuge, Fallschirmspringer, Start und Landung – alles hautnah aus nächster Nähe am Pistenrand.

 

 

Als dann zur Verkürzung der elterlichen Wartezeit die „Husky“ ausgeräumt und startklar gemacht wird fallen wir noch auf dem Boden aus allen Wolken: Wir werden samt Kamera zum ersten Rundflug eingeladen! Eines vorweg: jeder künftige Linienflug im Großraumjet wird in etwa so aufregend wie eine Zugfahrt sein… Auf dem einzigen Sitz direkt hinterm Piloten, den Kopfhörer mit dem Bordfunk an den Ohren und links wie rechts den Blick unmittelbar nach unten – das ist Fliegen! Die ersten Meter Fahrt auf der Naturpiste rumpeln ein wenig, den starken Motor – immerhin dient die „Husky“ üblicherweise zum Schlepp von Segelflugzeugen – hört und spürt man hautnah.

 

Eine halbe Stunde über den Dingen

Und dann wird beschleunigt, schon nach gefühlten 50 Metern hebt der kleine Flieger unmittelbar ab. Man kann sich vorstellen, was 180 PS bei einem Gesamtgewicht von nur etwa 800 kg ausrichten. Die „Husky“ zieht nach oben, wir werden in den Sitz gedrückt und nach wenigen Sekunden liegt das Flugfeld, liegen unzählige Schotterteiche, liegt ganz Wiener Neustadt unter uns! Unglaublich leicht fühlt man sich, wenn das Flugzeug wendige Kurven fliegt, jede Bewegung am Steuerknüppel fühlt man direkt mit. Auf einer Flughöhe von knapp 600 Metern geht es Richtung Süden, jede Einzelheit am Boden ist klar erkennbar.

Über Schwarzau mit seinen markanten Zwiebeltürmen nähern wir uns dem Pittental. Die Sicht von oben auf alle Lieblingssehenswürdigkeiten unserer Heimat – den Pittener Burgberg mit der Bergkirche, die märchenhafte Burg Seebenstein, den Türkensturz – ist einmalig und (eigentlich) unbeschreiblich. Am Türkensturz geht es gefühlt haarscharf vorbei, ihn einmal von der Talseite „auf Augenhöhe“ zu sehen ist ein ungewohnter Anblick und ein Highlight von vielen!

Wir fliegen an Scheiblingkirchen vorbei, die bauliche Besonderheit der Rundkirche ist von oben natürlich noch leichter als solche zu erkennen. Wir fliegen das Pittental entlang und mit dem Blick auf die 1.000 Hügel am Horizont Richtung Edlitz – eine Ehrenrunde über unserem Zuhause ist Ehrensache! Von oben betrachtet sieht man, wie sanft der kleine Marktflecken im Edlitztal eingebettet liegt und dass der Ortskern ein wenig erhöht auf dem Schwemmkegel des Kreuzleitenbaches angelegt wurde.

 

Burgenkunde von oben

Nach einer eng geflogenen Kurve (unvergesslich der Moment, als man in den Sitz gedrückt nach links aus dem Fenster blickt und senkrecht unter sich nur Häuser, Gärten und Straßen sieht) geht es wieder talauswärts. Über Grimmenstein hinweg steuern wir den Kulmriegel an, ein weißer Punkt mitten im Wald hat den Piloten neugierig gemacht. Wir wissen natürlich, was er entdeckt hat und freuen uns, das kleine aber feine Ausflugsziel Burg Grimmenstein  zu überfliegen. Beeindruckend, auf welch kleiner Felsnadel mitten am Abhang die rekonstruierte Burg thront. Beeindruckend auch, dass man jeden Besucher auf der schönen Aussichtsterrasse einzeln abzählen kann…

Überhaupt die Burgen und Ruinen – sie haben es uns seit Kindertagen besonders angetan… Und in der Buckligen Welt als ehemaligem Grenzland zu Ungarn gibt es ja jede Menge davon. Eine kurze Wunschliste über Bordfunk an den Piloten, und los geht´s: das Schlattental entlang fliegen wir Richtung Thernberg. Über die Burgruine, die wie ein Stockzahn aus dem Wald ragt (die noch beeindruckendere Schlossruine zu ihren „Füßen“ bleibt leider großteils unter dem Laub der Bäume verborgen) hinweg folgt eine Runde über einen unserer Lieblingsorte. Die alte Kirche, das Landgasthaus Thaler, die Wolfsbräu-Brauerei, das nagelneue Haus eines Freundes: alles an seinem Platz…

Zurück über Weingart und die „Schulter“ des Türkensturzes fliegen wir nach Seebenstein. Diese Burg wie aus dem Bilderbuch erhebt sich schiffsbugartig aus den Wäldern über den Ort. Wir fliegen wir auf der Bergseite vorbei, die man ansonsten nur nach fleißiger Wanderung oder Radtour zu Gesicht bekommt. Das Burgtor, das Wirrwarr der Mauern und Höfe, Erker und Zinnen, das Faltwerk der Dächer, der markante Burgfried – eine Sternstunde dieser Burgenkunde von oben!

Nur wenige Flugminuten später ein ähnliches Schauspiel über der Burg Pitten: Die private und nicht zugängliche Burg liegt uns zu Füßen, ein exklusiver Blick auf diesen kleinen, trutzigen Wehrbau und seinen schönen begrünten Burghof für ein paar flüchtige Sekunden und zwei drei Fotos. Auch der barocke Pfarrhof im Ort mit dem wunderschönen Rosengarten Pitten davor ist gut zu erkennen.

 

Unvergessliche Eindrücke

Wir haben zwar das Zeitgefühl verloren, so sehr beeindruckten das Gesehene und Erlebte. Aber nach knapp einer halben Stunde Flugzeit weichen die Täler zurück, werden die Buckel flacher, wird die Landschaft weiter. Wir nähern uns wieder Wiener Neustadt und dem Flugfeld, der Pilot – überzeugt, dass man eh einiges aushält – zeigt noch ein paar Finessen in der Flugeigenschaft der starken und wendigen „Husky“, Hochschaubahn brauchen wir also länger keine. Dann eine sichere, überraschend sanfte Landung und wir haben wieder festen Boden unter den Füßen… und knapp 200 Fotos dieses ungewöhnlichen Ausflugs im Kasten!

Wir werden uns weiterhin auf viele schöne „Bucklige Weltreisen“ machen und schöne Eindrücke mit nach Hause nehmen. Der Flug über die Buckel und Täler hinweg, um die geliebten Burgen und Ruinen herum wird aber unvergleichlich und ewig in Erinnerung bleiben…

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