Über 4 Täler und 1.000 Hügel

Einmal im Jahr begeben wir uns per Mountainbike von Edlitz aus zu einem Familienfest ins schöne St. Johann bei Ternitz. Der Weg führt uns dabei über vier Täler und (gefühlte) 1.000 Hügel zu einigen verborgenen Schönheiten…

Wir lieben ja „Bucklige Weltreisen“ per Fahrrad – und das hat ein paar besondere Gründe:

  • Man spürt die landschaftliche Beschaffenheit unserer Buckligen Welt ganz besonders: Nämlich unmittelbar am Kraftaufwand, den man per Rad braucht.
  • Man kann sich wunderbare Ziele setzen und sich freuen, wenn man diese erreicht: Denn jeder Buckel muss aus eigenem Antrieb erobert werden!
  • Man gelangt über Feld- und Waldwege an Orte, die nie auf täglichen Wegen liegen und die eine oder andere Besonderheit verborgen halten.
  • Man ist so frei und beweglich, dass man jederzeit anhalten, schauen und genießen kann – oder auch einfach mal einen anderen Weg einschlagen.
  • Und: so manche anstrengende Bergfahrt wird mit einer schwungvollen Abfahrt belohnt. Vom Single-Trail über holprige Hohlwege bis zu schottrigen Forststraßen kann die Palette reichen – im Idealfall unmittelbar hintereinander!

Früher Start im Edlitztal

Von unserem Zuhause in Edlitz mit Blick übers Edlitztal starten wir los – natürlich über ein paar der 1.000 Hügel – wir wollen ja etwas sehen und mitnehmen von unserem Ausflug! Über die „Hausstrecke“ der Edlitzer Panoramastraße geht es gleichmäßig aufwärts, und nach dem ersten Kilometer durch den Wald wird man ab Wieden und Grub bereits mit guten Aussichten belohnt:

Zum Winterhof geht es erstmals wieder ein wenig bergab – ein obligatorischer Abstecher zu unserem Lieblingsort muß natürlich schon sein! In Wellen schlängelt sich die Straße über die Edlitzer Höhe und durch die Rotten Prägart, Hofstetten und Sonnberg. Ein letzter steiler Aufschwung ist vor dem ersten Höhepunkt der Reise noch zu packen: Auf der Kaltenberger Höhe haben wir knapp 850 Meter Seehöhe und einen tollen Blick auf die Wallfahrtskirche Maria Schnee erreicht!

Auf und ab ins Pittental

Von der Kaltenberger Höhe führt nun ein besonders schöner und abwechslungsreicher Weg über Buchberg und Ofenberg nach Scheiblingkirchen. Auch wenn wir ein Jahr lang mehrere Anläufe gebraucht haben – wir haben hier eine neue Lieblingsstrecke entdeckt! Der letzte Sturm hat ein paar Hindernisse in den Weg gelegt, aber die Strecke belohnt immer wieder mit schönen Ausblicken – zum Beispiel auf den Kulmriegel und die Burg Grimmenstein!

Nach der ersten Abfahrt wartet ein besonderes Stück auf uns: der steile Anstieg auf die „Windhöh´„. Überraschend ist hier der plötzliche Wechsel von Fichten- auf Föhrenwald, die Nase bemerkt den Unterschied sofort. Leider auch die Fahrradreifen – der steile Anstieg auf rutschigen Nadeln und Bockerln ist bislang nie ohne Absteigen über die Bühne gegangen. Aber wir wissen ja: Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt!

Nach einer kurzen Rast und dem Eintrag ins Gipfelbuch der „Windhöh´“ (der/die Nächste bitte wieder Kuli oder Bleistift ins Kasterl legen!) geht´s den felsigen Höhenkamm des Windhagbergs entlang – ein Single-Trail vom Feinsten! Nach einer abwechslungsreichen Stecke gelangen wir zu einem neuen Lieblingsort: Auf einem Sattel zwischen Windhagberg und Ofenberg steht ein uralter Bildbaum neben dem Feldweg. Die Aussicht auf Pittental, Wechsel, Rax und Schneeberg ist einmalig…

Ein kurzer Gegenhang muss noch überwunden werden, dann führt eine Forststraße rund um die Flanke des Ofenbergs nach Scheiblingkirchen. Je weiter man sich dem kleinen, feinen Ort nähert, desto steiler werden die Hohlwege, die irgendwann in direkter Falllinie nach unten führen. Am Ende angelangt steht man auf einem Forstweg (nach rechts würde der schöne „Leit´n-Weg“ zur „Kunstleit´n“ nach Thernberg führen!) und hat einen tollen Ausblick auf Scheiblingkirchen, die alte Rundkirche, den Türkensturz und die Annenruh!

 Alte Wege durch die westlichen Buckel

Wir kreuzen Scheiblingkirchen über den Hauptplatz mit seinem schönen alten Hausbestand, übersetzen das Pittental (Tal zwei von vier!) und die B 54. Ein kleines Seitengäßchen führt uns wieder bergauf – und zwar in den westlichen Teil der Buckligen Welt. Am Weg liegt ein besonderes Schmuckstück: Die 1910 erbaute Villa Dr. Mair des großen Architekten Joseph Urban (er sollte ein Jahr später in die USA auswandern und dort den amerikanischen Art-Deco-Stil beeinflussen!).

Eine steile Straße führt uns nach Witzelsberg, nach dem kleinen Ort führt der Weg in einen schattigen, wie verzaubert wirkenden Wald. Auf uralten Wegen geht es kurvenreich auf und ab, bis sich die Strecke um eine Besonderheit herumwindet: In einer Kurve liegt der „Hohle Stein“ am Wegesrand, auch Taufstein genannt. Getauft wurde hier aber niemals, ob der Stein einem anderen kultischen Zweck diente bleibt unserer Phantasie überlassen…

Nach einem kurzen Stück ist der nächste magische Ort erreicht: Das strahlend weiße, wuchtige „Rehgartelkreuz“ markiert den Schnittpunkt vieler alter Wege. Wir halten uns links, um über die kleinen Dörfer Thann und Kulm noch ein wenig länger die westlichen Buckel zu genießen…

Bald ist die nächste markante Kreuzung erreicht – ein prächtiges und liebevoll blumengeschmücktes Wegkreuz bewacht die Straßen in alle vier Windrichtungen – nach Kulm, Haßbach, Penk und Gramatl. Letzterer folgen wir ein Stück, bevor es in der ersten Kurve wieder in den schattigen Wald geht.

Wo die Buckel ins Schwarzatal sinken…

Hier hat uns der für das schon nahe Schwarzatal so typische und wohlriechende Föhrenwald wieder, bunte Erika-Büschel setzen Farbtupfen auf den sonst kahlen Waldboden. Feld- und Forstwege wechseln einander ab, bis der Weg plötzlich nur noch als Trampelpfad und schließlich über eine kleine Brücke weiterführt. Hier münden zwei Bäche zusammen, eine kleine Steinmauer macht uns neugierig, wir steigen ab und sehen uns ein wenig um – ein schönes Plätzchen für eine kurze Rast.

Wenig später macht uns eine Tafel am Wegesrand darauf aufmerksam, dass sich ganz in der Nähe die Reste der legendären Burg Grabensee befinden. Viel haben wir schon darüber gelesen, auch über ihre Lage am sagenhaften „Entweg“. Heute ist es kaum vorstellbar, dass sich mitten in diesem dichten Wald eine Burg und ein wichtiger, nahezu eben verlaufender Verbindungsweg vom Schwarza- ins Pittental befanden.

Uns fehlt leider die Zeit zur Suche nach den spärlichen Hausberg- und Mauerresten, es geht weiter. Warum die Gegend hier „Am Forst“ heißt liegt auf der Hand, durch dichten Wald geht es die letzten Hügel der Buckligen Welt hinab ins Schwarzatal. Bei einem alten Bauernhaus überrascht uns ein giftgrüner Tümpel – „Klein-Amazonas“ mitten im Forst. Nach einem letzten Anstieg geht es schwungvoll und schnurstracks über die S6 auf St. Valentin zu.

Unser Weg führt direkt am Friedhof vorbei – gemeinsam mit der Kirche und dem Pfarrhof bildet er ein schön an den Abhang gebettetes Ensemble. Für einen Besuch ist die Zeit zu knapp, denn unterwegs haben wir uns einen anderen Abstecher vorgenommen… Eine Brücke führt uns über die Schwarza, und auch wenn die Hitze zu einer Abkühlung im klaren Wasser verlockt: wir müssen weiter!

Viel altes Gemäuer in Pottschach

Nachdem der weitere Weg rund um den Gfieder (die Gfiederwarte müssen wir ein anderes Mal besuchen…) nach St. Johann ohnehin durch Pottschach führt, haben wir eine kleine Ortserkundung eingeplant. Aus Büchern kennen wir die Wehrkirche und das schöne Schloss bereits, jetzt wollen wir es mal in natura sehen!

Schon die Fahrt durch die Pottschacher Straße erfreut den Liebhaber alten Gemäuers in uns: Schöne alte Höfe und kleine Sommerfrische-Villen wechseln einander ab, das bemerkenswerte, aber leider verlassene Hotel Rabensteiner erzählt von einer großen Zeit des Ortes um 1900… Unser Weg endet am Tor des Pfarrhofes, wir treten in ein besonders schönes Ensemble: Die Pfarrkirche St. Dionysius bildet mit dem angrenzenden Schloss Pottschach eine gemeinsame Wehranlage.

Alte Wehrmauern fassen die Kirche ein und bilden schöne Hofsituationen rundum. Wir freuen uns, dass wir auch außerhalb unserer Buckligen Welt auf eine vertraut wirkende Wehrkirche gestoßen sind. Ein neugieriger Blick über eine der Mauern lässt uns die ganze Pracht des Renaissance-Schlosses erahnen, die hohen Kamine und die aufgesetzten Ecktürmchen (einer trägt die Jahreszahl 1573) beeindrucken uns besonders. Nach diesem historischen Highlight geht nun ins vierte Tal und unserem Ziel entgegen!

Ziel erreicht: St. Johann im Sierningtal

Über die Gfiederstraße gelangen wir nach St. Johann, gleich am Ortsrand steht eines unserer Lieblingshäuser: ein verlassenens, von Efeu überwuchertes Kleinbauernhaus. Der kleine Ort am Beginn des Sierningtales ist uns nicht nur durch Familienbande ans Herz gewachsen – die bäuerlich geprägte Dorfstraße, aber auch das Architektur-Juwel „Hansen-Villa“ im Scherz-Park begeistern uns immer wieder aufs Neue:

Ein letzter Abstecher muss noch sein: zur alten, über dem Ort ruhenden Pfarrkirche Hl. Johannes der Täufer. Einer Hochzeit, einer Taufe und einer Erstkommunion durften wir hier schon beiwohnen, aber zum ersten Mal betrachten wir die Fresken an der Außenmauer genauer und entdecken ein Kuriosum: ein kleiner roter VW Käfer braust zu Füßen des Hl. Christophorus herum – die Malerei ist also nicht so alt wie sie aussieht!

Und nun die letzten Meter ab zum Familienfest, zur Abkühlung im Schwimmteich und zu wohlverdientem Bier und Schweinsbraten!

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